Das Förderprogramm „Erhalt und Stärkung der Infrastruktur für Kultur in Deutschland – Freie Musikensembles“ war während der Corona-Pandemie aufgesetzt worden, um die Vielfalt und Qualität der kulturellen Infrastruktur in Deutschland dauerhaft zu sichern und zu erhalten. In der Evaluation, die der Deutsche Musikrat in Kooperation mit FREO - Freie Ensembles und Orchester in Deutschland e.V. in Auftrag gegeben hat, wurde die Strukturqualität sowie die Ergebnisqualität der Förderung untersucht. In den Umfragen und qualitativen Interviews wurden zudem Daten zu den unterschiedlichen Organisationsstrukturen, Arbeits- und Existenzrealitäten, Netzwerken und Geschäftsfeldern der professionellen freien Ensembles und Orchester erhoben.

Das Programm zielte darauf ab, freie Musikensembles in ihrer Vielfalt als einen elementaren Bestandteil der kulturellen Infrastruktur zu unterstützen. Als zentraler Knotenpunkt in der Kulturlandschaft bieten freie Ensembles Beschäftigungs- und Auftragsmöglichkeiten nicht nur für ihre eigenen Mitglieder, sondern auch für zahlreiche weitere Künstler:innen und Kulturschaffende. Das Förderprogramm verfolgte das Ziel, die besondere künstlerisch-kulturelle Qualität des jeweiligen Ensembles in seinem spezifischen Segment zu erhalten, den Ensemblemitgliedern Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten und so die Ensembles in ihren Strukturen zu sichern.

Hintergrund für das Netzwerktreffen waren die Förderprogramme für freie Klangkörper, die während der Corona-Pandemie im Rahmen von NEUSTART KULTUR durch den Musikfonds und den Deutschen Musikrat in Kooperation mit FREO entwickelt und umgesetzt worden waren. Podium Gegenwart etablierte zusätzlich das Förderprojekt InSzene für junge Ensembles. Die gesammelten Erfahrungen aus diesen Förderprogrammen bildeten jetzt die Grundlage für den Austausch zwischen den teilnehmenden Akteur:innen aus allen Bereichen der Szene. 

Anders als in klassischen Tagungs- und Workshopdokumentationen, verzichten wir auf die wortgetreue Wiedergabe von Diskussionsrunden oder Vorträgen. Stattdessen greifen wir zentrale Ergebnisse auf und komprimieren sie zu einem »Impuls-Fahrplan«, wie eine nachhaltige sowie prozess- und strukturorientierte Förderung freier Klangkörper in Deutschland gelingen könnte. Damit wollen wir konstruktive Dialoge zu dieser Thematik anstiften und insgesamt einen Diskussionsbeitrag zu einer wirkungsorientierten Kulturförderung in Deutschland leisten. Häufig pendeln die Debatten über Kulturförderung zwischen den Polen »Kunstfreiheit« und »Verzweckung von Kunst«. Mit einem Fokus auf »Wirkung« wollen wir einen differenzierten, weniger ideologisierten und vor allem praxisbezogenen Dialog über die Verwendung öffentlicher Gelder für Kunst und Kultur befördern.

Über die Publikation: Die klassische Musik ist eine Bastion der europäischen Kulturtradition. Wohl keine Figur verkörpert ihre Komplexität, aber auch die männliche, weiße Dominanz so sehr wie der Dirigent. In einer Gesellschaft, in der macht- und genderkritische Diskurse immer lauter werden, stehen die klassische Musik als subventionierte Kunstform und ihre Symbole in der Schusslinie: Wie kommt es, dass noch immer so wenige Dirigent*innen große Karriere machen? Wie kann ein Musikmachen der Zukunft aussehen, das Hierarchien überwindet und Zugänge ermöglicht? Und wie bewerten Expert*innen die Situation der Klassik hinsichtlich Rassismus, Klassismus und Sexismus? Die Beiträge liefern Erklärungen und bündeln Ideen für eine Überwindung hegemonialer Strukturen.

In einem Gesamtblick auf unsere Orchesterlandschaft spielen dabei auch Gegensätzlichkeiten und die „platzhirschmäßige“ Bestimmung der Landschaft durch staatlich getragene Konzert- und Theaterorchester eine Rolle – was am Ende zu einer verzerrten Wahrnehmung und fehlender Wertschätzung führt.

Der Impuls war Teil der Tagung „Ensemblelandschaft in der aktuellen Musik. Welche Sicht haben Ensembles, Veranstalter und fördernde Institutionen auf den sich veränderten Markt?“ der Internationalen Ensemble Modern Akademie (IEMA) im November 2019.

Sie spannt davon ausgehend einen Bogen zu verschiedenen Herausforderungen der freien Klangkörper-Landschaft. Dabei geht sie u.a. auf die Schwierigkeiten der Projektförderung und das Fehlen von strukturbezogenen Förderprogrammen oder auch den Strukturkonservatismus an Musikhochschulen und anderen Ausbildungseinrichtungen ein.

Die FREO Z-Card liefert einen Überblick über die Arbeit des FREO e.V. als Netzwerk und politisches Sprachrohr der freien Klangkörper in Deutschland und bringt in acht Kernbotschaften die Charakteristika, Innovationskraft und Herausforderungen der freien Klangkörperlandschaft auf den Punkt.

Sie zeigt deren historische Segmentierung in einen relativ statischen, öffentlich finanzierten und eher staatsnahen Bereich auf der einen Seite und einen freien, überwiegend privat bzw. projektfinanzierten, eher staatsfernen Bereich auf der anderen Seite auf. Diese Segmentierung lässt sich auf die Entwicklung der Kulturförderung und der Interessenorganisation von Berufsmusiker*innen in Deutschland zurückführen und wirkt sich bis heute auf die Arbeitsbedingungen in den jeweiligen Bereichen aus. Die Studie versteht sich als nüchterne Reflexion, die zu weiterer Diskussionen anregen mag.

Der Fokus liegt dabei auf drei Aspekten: Nachhaltige Organisationsentwicklung und Verstetigung von Strukturen, ökologische Nachhaltigkeit sowie die Potentiale einer künstlerischen Auseinandersetzung.